Nicht nur den Wirtschaftsgazetten, auch den restlichen Medien ist es eine Schlagzeile wert: Top-Wirtschafts-Bosse und Politiker, Notenbank-Chefs und andere Vertreter der Wirtschaft treffen sich in Davos zu ihrem jährlichen Stelldichein über globale Entwicklungen und die Rolle der Wirtschaft. Das selbstgesetzte zentrale Thema dieses Jahr ist „Die vierte Industrielle Revolution“, das „Internet der Dinge“, d.h. die elektronische Vernetzung vieler Alltagsgegenstände, von der Zahnbürste, über den Kühlschrank bis zum Auto, so in der Süddeutschen Zeitung vom 20. Januar 2016 zu lesen. Schon in wenigen Jahren sollen Autos oder sogar Spenderorgane aus 3D-Druckern kommen.

Klaus Schwab, der Gründer und Initiator des Forums, spricht von der vielleicht „größten Herausforderung für die Welt“ und einer Entwicklung „die unsere Leben fundamental verändern wird“, ebenfalls zitiert in der Süddeutschen. Fakt ist, die technische Entwicklung läuft und lässt sich nicht aufhalten. Sie lässt sich jedoch ausgestalten – und sie wird ausgestaltet werden, allerdings möglicherweise nicht so, wie manch einer es sich in Davos vorstellt. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass die meist optimistisch linear-kausale Zukunftsextrapolationen auf dem Wirtschaftsforum durch aktuelle, disruptive Ereignisse und Entwicklungen stark beeinträchtigt wurden.

Deutlicher als in der Süddeutschen Zeitung vom 20. Januar könnte der beunruhigende Widerspruch nicht sichtbar werden. Eine Seite vor dem Bericht zum Weltwirtschaftsforum wird eine „Unwetterwarnung“ des Internationalen Währungsfonds (IWF) mit einer aktuellen Meldung zitiert, dass es eine solche Ballung von globalen Risiken in der 70-jährigen Geschichte des IWF nur selten gegeben hätte. Dazu wurden nicht nur wirtschaftliche Risiken wie der Einbruch in China und anderen Schwellenländern, sondern auch die ungewöhnlich hohe Zahl politischer Brandherde erwähnt. Gelänge es nicht, die Umwälzungen zu meistern, „dann könnte das globale Wachstum aus der Bahn geworfen werden“.

Auf der einen Seite die Protagonisten der schönen, digitalen (Wachstums-)Zukunft, auf der anderen Seite die politischen und wirtschaftlichen Realitäten, mit ihren aktuellen Krisen und Tendenzen zur Polarisierung und Spaltung von Gesellschaften. Wie die Hilfsorganisation Oxfam rechtzeitig zum Gipfel meldet, besitzen die 62 reichsten Menschen soviel die halbe Weltbevölkerung. Auch wenn diese Zahl umstritten ist – was hilft, wie mit den Herausforderungen umgehen? Eins scheint klar – mit Technik und dem „Internet der Dinge“ lassen sich die großen Probleme nicht lösen. Wer das noch glaubt oder hofft, hat die ersten drei industriellen Revolutionen in ihren Wirkungsmechanismen nicht verstanden und ist der vierten Revolution nicht würdig.

Klaus Schwab selbst gibt in der Süddeutschen die Antwort: Ein intensiver Dialog zwischen Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft soll den Rahmen für die zukünftige Entwicklung setzen und bestimmen. Damit sei natürlich der digitale Dialog gemeint, aber besonders auch der persönlichen Austausch. Dialog und Austausch ist das Gegenteil davon, feste Ideen, Konzept und gut verteidigte Ansichten gegeneinander zu stellen. Dialog und Austausch ist in Beziehung setzen statt Wissen was Sache ist. Zukunft ist keine Einbahnstraße und erst recht nicht alternativlos, sie wird von Menschen gestaltet, die sich den Rahmen dafür setzen – oder eben nicht.

Womit wir bei managerfragen.org wären. Hier wird ein Rahmen für Dialog gesetzt. Fair, öffentlich, direkt, digital im Internet oder auch im persönlichen Austausch. Es geht um den Dialog zwischen Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft. Ein Beitrag für die große Vision von Klaus Schwab und seinen Gästen in Davos. Zukunft lässt sich eben nicht mit 3-D-Druckern gestalten, sondern mit Menschen.

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